ORM
 
 
separator
Rückblick ORM 2WD & Junior 2024: Beim Finale im Rampenlicht

Während Jännerrallye-Sieger Simon Seiberl bei der Rallye im „Land der 1000 Hügel“ nicht mehr von Platz 1 der 2WD-Wertung zu verdrängen war, kam es in der Junioren-Wertung zu einem letzten Showdown.

Fotos: Harald Illmer

Was mit einem überraschenden 2WD-Sieg bei der Jännerrallye begann, wurde für den Mühlviertler Simon Seiberl zum Meisterstück: Der 22-Jährige aus dem jungen Freistädter Team von E&S Motorsport taktierte klug und wusste um seine Stärken und Schwächen. Weil das Budget notorisch knapp war, fuhr die imaginäre Handbremse im Peugeot 208 Rally4 an manchen Rallyetagen mit, doch in den entscheidenden Momenten wie den Power Stages erhöhte Seiberl für Extrapunkte gezielt das Risiko: Drei Podestplätze, davon zwei Klassensiege in Freistadt und Weiz sowie der dritte Rang im Murtal genügten, um sich bereits im Sommer entscheidend von der Konkurrenz abzusetzen. Für den jungen Mann aus Windhaag war es der bislang größte Karriereerfolg: „Der Gewinn der Staatmeisterschaft ist wirklich etwas Wertvolles! Vor drei, vier Jahren hatte ich noch nie ein Rallyeauto von innen gesehen und bin nur im Rallye-Simulator virtuell gefahren – jetzt bin ich Rallye-Staatsmeister, das ist komplett surreal.“ Genauso darf sich auch Copilot Florian Haderer (27 Jahre, aus Schwertberg) über den Staatsmeistertitel bei den Beifahrern freuen. „Wir sind beide keine Profis, dafür haben wir es ganz gut hinbekommen. Ich bin sicher nicht immer einfach – aber er hält das aus. Es matcht sozusagen gut zwischen uns“, will der frischgebackene 2WD-Staatsmeister auch 2025 weiter mit Haderer im Rallyesport unterwegs sein.

Vorentscheidung im Murtal: Dirnberger crasht

In der ersten Saisonhälfte war es zunächst der schnelle Slowene Mark Škulj (20 Jahre) gewesen, der mit zwei Siegen im Rebenland und im Lavanttal die zwischenzeitliche Tabellenführung übernahm. Doch sein ORM-Engagement hatte ein Ablaufdatum, konzentrierte sich Škulj anschließend wieder auf den Mitropa Rally Cup und die heimische Rallye-Meisterschaft. Dafür kam Raphael Dirnberger (23 Jahre), Junioren-Staatsmeister 2023, im Opel Corsa Rally4 immer besser in Schuss. Doch Rückschläge im Murtal (Unfall) und in Weiz (Technik) beendeten seinen Traum vom nächsten ORM-Titel: „Am Anfang der Saison hatte es gut ausgesehen, doch die Bodenwelle im Murtal, die uns ausgehebelt hat, kostete uns auch in Weiz entscheidende Punkte. Der für die nächste Rallye neu eingebaute Ladeluftkühler ist gleich auf der ersten SP kaputtgegangen … sowas gibt’s normalerweise nicht.“ Dennoch zieht der Ältere der Dirnbergers ein positives Fazit seiner ersten Rally4-Saison: „Die Umstellung war am Anfang schwierig und wir hätten uns gleich mehr erwartet. Aber man passt natürlich am Anfang mehr auf, Stück für Stück wurde es dann besser“, so „Rafi“, der sich auch nochmal ausdrücklich bei seiner Familie, den Sponsoren und freiwilligen Helfern im Team bedanken möchte – „ohne diese Unterstützung würde es nicht gehen“.

Neo-Staatsmeister Marcel Neulinger von 0 auf 100

Zum Endspurt setzte der Mühlviertler Marcel Neulinger (Ford Fiesta ST) an, der sich bei der 1000-Hügel-Rallye zum Junioren-Staatsmeister machte und – neben dem ORC2000-Titel – sogar noch Rang 2 im 2WD-Klassement vor den beiden Dirnberger-Brüdern Raphael und Lukas holte. Mit einer selten gesehenen Gelassenheit nahm der 19-jährige Rookie gemeinsam mit Copilot Silvano Winkler die Herausforderung an, gegen den wesentlich erfahreneren Lukas Dirnberger um den Titel in der „Achim Mörtl Junioren Rallye-Staatsmeisterschaft“ zu eifern. Nach drei 2. Plätzen hinter Dirnberger schaffte Neulinger in seinem ersten vollen Rallyejahr (!) mit dem Junioren-Sieg im Murtal die Trendwende, die mit weiteren Klassensiegen in Weiz und bei der 1000-Hügel-Rallye nicht mehr aufzuhalten war, schon gar nicht mit dem Pech, das sich rund um die Dirnbergers in der zweiten Saisonhälfte anhäufte. Staatsmeister Marcel Neulinger bilanziert: „Am Anfang war das Ziel, nur vor dem Bruder zu sein. Dass ich am Schluss noch eine Chance gegen Lukas Dirnberger habe, hätte ich mir nicht gedacht.“ Sein Erfolgsrezept trotz noch weniger Rallye-Kilometer: „Ich schaue mir viele Onboards an und merke mir dann schon viele schwierige Stellen.“ Mit zwei Titeln im Gepäck erhofft sich der ehrgeizige Marcel nun, „dass da schon ein paar Sponsoren auf uns aufmerksam werden“. Bei der Jännerrallye sei er auf jeden Fall wieder mit dabei.

So wie es aussieht, wird der Familienname „Neulinger“ die heimische Rallye-Fangemeinde auch in den nächsten Jahren weiter begleiten, denn mit Marcels Bruder Nico ist noch ein weiterer mit Rallye-Genen ausgestatteter Neulinger mit von der Partie. Mit sechs Junioren-Podestplätzen bei sechs Rallyes konnte auch dieser in seiner ersten Rallyesaison unter Beweis stellen, dass im Raum Schenkenfelden einiges an Talent heranwächst.

Im Trend: Traußnig, Maier und Becvar

Während im Rebenland zahlreiche ausländische Starter aus dem Mitropa-Cup den Österreichern einheizten, sind die Siege von Thomas Traußnig beim Murtal-Comeback und der zweite Platz von Roland Stengg im dramatischen Herzschlagfinale der Lavanttal-Rallye (0,1 Sekunden hinter Škulj) hervorzuheben. Nach einigen starken Zwischenzeiten und etwa einem fünften Platz im Murtal darf man aus heimischer Sicht zukünftig auch auf Max Maier hoffen, der mit seinem Bruder Ben in diesem Jahr seine ersten Rallyes in einem Ford Fiesta ST bestritt. In so einem Auto saß auch Racing-Rookie Fabio Becvar, der nach anfänglichen Rückschlägen gegen Saisonende zurück in die Spur fand. In einem Rally4-Wagen wird zukünftig Luca Pröglhöf Platz nehmen. Der diesjährige Gewinner des ADAC Opel Electric Rally Cups wird vom Werk aber vorrangig in die Rallye-Europameisterschaft geschickt.

ORM 2WD wird 2025 zur „ORM 3"

Für nächstes Jahr bekommt die Wertung der zweiradangetriebenen Fahrzeuge einen neuen Namen. Analog zu den internationalen Top-Serien im Rallye-, Formel- und Motorradrennsport heißen die modernen Prädikate in der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft ab 2025 ORM, ORM 2 und ORM 3. Vor zwei Jahren wurden alle modernen Rallyefahrzeuge nationaler ORM-Klassen der FIA-Pyramide zugeordnet, für 2025 werden nun auch die Bezeichnungen der Prädikate angepasst. In der „ORM 3“ kämpfen 2025 analog zur 2WD-ORM der letzten Jahre alle 2WD-Fahrzeuge (ausgenommen RGT) um den Titel zur österreichische 2WD-Rallye-Staatsmeisterschaft.

Text: Keijo Keke Platzer

separator