- 35 Teams aus drei Nationen / 14 Sonderprüfungen über 157,80 km mit mehr als 87% Schotter-Anteil
- Division I: Flotter Zweier / Division II: Michael Böhm jagt seine Puszta- Nemesis
- Historische Meisterschaft - Kris Rosenberger mit halber Kraft / OSK - Pokale: Gibt's einen neuen Sieger?
Fotos: Harald Illmer, Rosenberger
Das letzte Wochenende im Juni, genauer gesagt am 27./28.Juni, stehen die
Gemeinden Rohr, Schwarzau und Gutenstein ganz und gar im Zeichen des
Motorsports. Zum 5. Mal lädt die Region Teams, Fans und Medien in das
Schneebergland ein, wo der 5. Lauf zur Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft
2014 ausgetragen wird.
Claudia Bidlas kann als Organisationschefin anlässlich des Nennschlussergebnisses
eine zufriedene Miene machen: „Ich kann sagen, dass das Nennergebnis unseren
Erwartungen voll entspricht und sich genau auf jenem Niveau bewegt, welches wir
auch in den letzten Jahren hatten. Die Creme de la Creme des heimischen
Motorsports ist am Start.“
Was die Streckenführung betrifft, ist prinzipiell Kontinuität angesagt. Außer dem
erhöhten Schotteranteil wurde die Rallye noch um eine neue Sonderprüfung
gegenüber 2013 bereichert. Zum Finale bietet man den Aktiven außerdem einen
richtigen Hammer, der alle österreichischen SP-Strecken der laufenden Saison
deutlich übertreffen wird. Man kann ohne zu übertreiben behaupten, dass es sich um
die selektivste Sonderprüfung in der diesjährigen Meisterschaft handelt.
„Was den Stand der Vorbereitungen betrifft, so ist alles nach Plan abgelaufen“, betont
Rallyeleiter Michael Strassegger. „Die Zusammenarbeit mit der
Genehmigungsbehörde, der BH und den Gemeinden funktioniert wie seit Jahren exakt
und völlig problemlos, wofür ich mich herzlich bedanke. Sicherheit ist uns immer ein
großes Anliegen gewesen und ich muss mich rückblickend auch bei Zuschauern und
Medienvertretern für ihre Weitsicht und Disziplin in den letzten Jahren bedanken. Bitte
weiter so.“
Sportlich stellen sich viele Fragen. Die Wichtigste ist natürlich, ob Raimund
Baumschlager seine Erfolgsserie im Schneebergland fortsetzen kann und vor den
Toren von Gerwald Grössing weiterhin ungeschlagen bleibt. Oder gelingt Hausherr
Grössing sein zweiter Sieg in dieser Saison? Oder kommt überhaupt alles ganz
anders?
Am 28. Juni gegen 18.00 Uhr werden diese Fragen beim Zieleinlauf in Rohr im
Gebirge beantwortet.
Division I - Flotter Zweier
Eines vorweg: Aus dem Gigantenquartett beziehungsweise zuletzt
sogar -quintett der letzten drei Meisterschaftsläufe wird in der
ersten Rallye der zweiten Saisonhälfte wahrscheinlich ein heißer
Zweikampf.
Hermann Neubauer, der
dominierende Pilot der letzten beiden Staatsmeisterschaftsläufe -
und doch nie Sieger - hat zwar genannt, wird auch versuchen zu
besichtigen, die Chance auf sein tatsächliches Antreten im
Wettbewerb ist allerdings als Folge seines schweren Unfalls beim
Fitnesstraining mit gebrochenem Schlüsselbein und Bänderrissen in
der Schulter äußerst unwahrscheinlich. Da auch Hannes Danzinger
und Chris Brugger (Maturaprüfung) nicht am Start sein werden,
konzentriert sich alles auf einen mehr als flotten Zweier zwischen
dem dreifachen und im direkten Duell im Schneebergland noch
unbesiegten Gewinner Raimund Baumschlager (Skoda Fabia
S2000) und Hausherr Gerwald Grössing (Ford Fiesta R5).
Die
Erfahrung und die bisherige Bilanz bei dieser Rallye spricht für
Baumschlager, die „Jugend“ und das Ungestüme für Gerwald
Grössing. Man darf gespannt sein, welche Karten stechen.
Da auch der ÖM-Zweite Mario Saibel als erklärter Asphaltspezialist
keine Nennung abgegeben hat, ist die Frage, wer nach der
Papierform hinter den beiden Giganten den verbleibenden Stockerlplatz einnehmen könnte, besonders interessant.
In Frage
kommen hier vor allem Walter Mayer (Peugeot 207 S2000), dem die
Schotterprüfungen in den letzten beiden Jahren immer besonders
gut gelegen sind, aber auch der Gloggnitzer Martin Kalteis
(Mitsubishi Evo VII), der zuletzt bei der Wechselland-Rallye mit
einem ausgezeichneten Ergebnis aufhorchen ließ, sowie - als graue
Maus und großer Unbekannter - der Amstettner Anton Schatzeder,
ein ausgewiesener Schotterspezialist der 2013 mit einem mehr als
20 Jahre alten Mazda aufhorchen ließ, sich in diesem Jahr
allerdings einen Mitsubishi Evo IX gemietet hat.
Was die Meisterschaftstabelle betrifft, so bleibt Baumschlager
ungeachtet des Ausgangs klar in Führung, selbst bei einem Ausfall.
Grössing würde schon mit einem 2. Platz eben diesen von Saibel übernehmen.
Punktestand in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft, Division I:
Division II - Michael Böhm jagt seine Puszta-
Nemesis:
2WD-Staatsmeister Michael Böhm, gerade 40 Jahre alt geworden,
muss sich für seine diesjährige Schotterpremiere umgewöhnen. Auf
einen anderen Copiloten nämlich, weil Stammansagerin Katrin
Becker kurzfristig beruflich verhindert ist.
Mit dem im Waldviertel
ansässigen Sachsen André Kachel, der in den letzten Jahren vor
allem als Copilot von Böhms Teamchef Martin Zellhofer bekannt
geworden ist, wurde allerdings ein mehr als adäquater Ersatz
gefunden. Nachdem für Michael Böhm das Frühjahr alles andere als
wunschgemäß verlaufen ist, steht die Rallye für den Suzuki S1600-
Piloten im Zeichen der Aufholjagd. Aus eigener Kraft ist es jedoch nicht möglich, den klar führenden Ungarn Kristof Klausz (Renault
Clio R3) zu überflügeln, der inzwischen seine Chance gerochen hat
und in diesem Jahr als einziger sein Land bei Österreichs ultimativer
Schotterrallye vertritt. Die große Unbekannte ist der zweifache Opel
Corsa OPC-Cup-Sieger, Ex-Diesel-Meister und Ex-
Juniorenstaatsmeister Daniel Wollinger im werksunterstützten Opel
Adam R2. Das Schneebergland ist dem Steirer aus Laßnitzhöhe
nicht unbekannt, wie schnell das kleine Auto sein kann wird sich
weisen. Immerhin gelang zuletzt bei der Wechselland-Rallye mit
etwas Glück schon der erste 2WD-Sieg.
Punktestand in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft, Division II:
Historische Meisterschaft - Kris Rosenberger mit halber Kraft:
Die Rechnung ist ganz einfach: Gewinnt Kris Rosenberger, übernimmt der Neo-Grazer wieder die Meisterschaftsführung.
Dem
steht im Duell mit dem in der Meisterschaft führenden Wachauer
Willi Rabl jun. nur entgegen, dass dieser mit fast doppelt so viel PS
unter der Motorhaube seines Porsche 911 antritt. Kris fährt nämlich
mit einem aus den Niederlanden importierten Einser-Golf GTI, da
sich ein Umbau seines gewohnten Porsche 911 SC von Asphalt auf
Schotter in seinen Augen nicht lohnte. Seine immense
Schottererfahrung spricht trotzdem für ihn. Nicht außer Acht lassen
darf man im Kampf um den Sieg jedoch Lokalmatador Ossi Hebenstreit (Ford Escort), der im vergangenen Jahr den 1. Platz bei
den Historischen abgeräumt hat. Sollte ihm dieses Kunststück
erneut gelingen und Rosenberger belegt vor Rabl Platz 2, würde
Letzterer die ÖM-Führung um einen Punkt verteidigen.
Historischer Pokal I - Favorit aus Tirol:
Von den vier genannten Teams ist wohl der Ford Escort des jungen
Tirolers Markus Nothdurfter leichter Favorit. Auch deshalb, weil er
erst vor wenigen Wochen eine ungarische Schotterrallye als bester Österreicher bei den Historischen beenden konnte.
Punktestand in der Historischen Rallye-Staatsmeisterschaft:
Punktestand im Historischen Rallye-Pokal, Division I:
Punktestand im Historischen Rallye-Pokal, Division II:
Pokal II - Gibt's einen neuen Sieger?
Der Kärntner Robert Surtmann (Mitsubishi Evo VI) hat zwar bei
dreimaligem Antreten in dieser Saison ebenso oft die 4WD-Gruppe
H gewonnen, ist aber diesmal keinesfalls als Favorit anzusehen.
Fotos: Harald Illmer
Dies schon aufgrund nicht vorhandener Schottererfahrung. Vom
Auto her fährt der Ybbstaler Alexander Tazreiter mit einem
Mitsubishi Evo VII sicher das potenteste Fahrzeug. Er ist jedoch im
Oktober 2012 letztmals in einem Rallyeauto gesessen und im
Oktober 2010 letztmals auf Schotter gefahren. Immerhin hat er
Platz 9 bei der allerersten Schneebergland-Rallye 2010 in seiner
Biographie, was ihn als Sieganwärter qualifizieren sollte.
Geheimfavorit ist aber auf alle Fälle der Triestingtaler Michael
Reischer auf Mazda 323, der erst kürzlich bei einer bayerischen
Schotterrallye Platz 2 belegt hat. Aufpassen heißt es auf einen
anderen Mazda-Piloten: Alexander Schmollngruber ist der Sohn des
ehemaligen Austrian Rallye Challenge-Gewinners Wolfgang Schmollngruber und fuhr bei der selben bayerischen Veranstaltung
auf Anhieb in den Top 3, ehe die Benzinpumpe nicht mehr wollte.
Sollte der Innviertler Markus Steinbock sein notorisches Pech im
Mitsubishi Evo II abschütteln können, ist auch er jederzeit für einen
Stockerlplatz gut.#
Pokal III - Alles offen:
Dreikampf mit offenem Ausgang: Der meisterschaftsführende
Martin Jakubowics (Renault Clio) aus Mödling hat zwar die letzten
drei Meisterschaftsläufe für sich entschieden, ist aber noch nie auf
Schotter gefahren. Seine Konkurrenten sind der schottererfahrene
Industrieviertler Hans-Peter Galaus (Seat Ibiza) und der regierende
Titelträger und Schneebergland-Veteran Kurt Adam aus Vorarlberg
(Opel Kadett E), 77 Jahre alt und nimmermüde.
Punktestand im Rallye-Pokal der OSK, Division P1:
Punktestand im Rallye-Pokal der OSK, Division P2:
Punktestand im Rallye-Pokal der OSK, Division P3:
Kein Urlaub für die Aktiven:
Wenn die Teams - 35 aus drei Nationen haben ihre Nennung für den
5. Lauf zur Rallye-Staatsmeisterschaft abgegeben - am 27./28. Juni
in einer der schönsten Urlaubsregionen Ostösterreichs zum fünften
Mal in Rohr im Gebirge über die Startrampe der Schneebergland-
Rallye rollen, werden sich ihre Augen zwangsläufig nicht auf die
traumhafte Landschaft konzentrieren können, stehen doch an
beiden Tagen ultimativste Sonderprüfungen des Rallyesports auf
dem Programm.
Und dieses zum Großteil auf Privatstraßen lokaler
Grundbesitzer stattfindende Event verlangt von den Fahrerteams
höchste Aufmerksamkeit. Andernfalls droht allen Piloten, dass aus
ihren hochfliegenden Plänen ein tiefer Fall wird, im wahrsten Sinne
der Worte. Viele Abschnitte der Sonderprüfungen erinnern in ihrer
wahnwitzigen Schönheit mit ein wenig Phantasie an Karl Mays "Schluchten des Balkan".
Sportlich steht die Veranstaltung in einer Region, die auch für die
Gastfreundschaft der heimischen Bevölkerung bekannt ist, im
Zeichen des Duells zwischen dem dreifachen Sieger Raimund
Baumschlager (Škoda Fabia) und Lokalmatador Gerwald Grössing
(Ford Fiesta), der auch die treibende Kraft hinter dieser Rallye war
und ist. Schließlich stellt er mit der Sonderprüfung "Haraseben"
auch wieder eine Straße auf seinen eigenen Gründen dem
sportlichen Zweck zur Verfügung.
In der 2wd-Meisterschaft hofft Titelverteidiger Michael Böhm
(Suzuki Swift) auf ein Ende seiner Frühjahrspechsträhne, während
bei den Historischen Lokalmatador und Vorjahressieger Ossi
Hebenstreit (Ford Escort) vielleicht das Zünglein an der Waage sein wird, wenn Kris Rosenberger (VW Golf) versucht, Willi Rabl jun.
(Porsche 911) wieder von der Tabellenspitze zu verdrängen.
Etwas ganz Besonderes hat die Veranstaltung auch zu bieten. Als
einzige österreichische Rallye st die Anzahl der
Verbindungskilometer zwischen den einzelnen Sonderprüfungen
geringer als die Summe der Sonderprüfungskilometer selbst. Diese
Kompaktheit spart Teilnehmern und Zuschauern zusätzlich Zeit und
Geld. Zeitiges Anreisen zu jeder Sonderprüfung ist angeraten, da
oftmals ein kleiner Fußmarsch notwendig ist, um zu den
allerschönsten Stellen zu gelangen. Womit auch der Slogan "Motorsport ist gut für die Gesundheit" recht nachdrücklich
bestätigt wird.
Los geht's am Freitag, 27. Juni, um 14 Uhr. Gefahren wird an
diesem Tag bis knapp 20 Uhr, wobei sechs Sonderprüfungen auf
dem Programm stehen. Am Samstag geht es um 8:30 Uhr in die 2.
Etappe, wo weitere acht Sonderprüfungen absolviert werden.
Zieienlauf ist im Zentrum von Rohr im Gebirge um knapp nach 18
Uhr.
Technische Daten der Schneebergland Rallye 2014:
Gesamtlänge: 308,53
Sonderprüfungen: 14
Länge der SP: 157,80
Beschaffenheit: 87,36% Schotter, 12,64% Asphalt
Downloads / Links:
Alle Informationen zur Schneebergland Rallye 2014 finden Sie auf der Veranstaltungswebseite unter: www.schneebergland-rallye.at
Text: Manfred Kimmel
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