Nach zwei sieglosen Jahren In Wolfsberg holte sich Raimund Baumschlager heuer die Lavanttal-Rallye / Sein schärfster Konkurrent Hermann Neubauer leistete sich einen Fehler, und das war einer zuviel / Michael Böhm gewann die 2WD-Wertung klar.
Fotos: Harald Illmer
Die letzten zwei Jahre hatte Raimund Baumschlager im Lavanttal nicht gewonnen. Ein Umstand, den ein Rekord-Staatsmeister, welcher er nun mal ist, wohl nicht auf sich sitzen lassen konnte. Denn heuer setzte der Oberösterreicher diesem Makel ein Ende und sich selbst an die Spitze des Endklassements. Zumindest sechs der insgesamt zwölf Sonderprüfungen im Raum Wolfsberg musste der Sieger aber Schwerstarbeit leisten, denn bis dahin zeigte der Salzburger Hermann Neubauer mit seinem Ford Fiesta S2000 gehörig die Zähne. Nach dem ersten Tag ging er sogar als Führender schlafen, ehe er sich am heutigen zweiten Tag in der Früh aller Siegchancen beraubte. Auf SP 6 Prebl leistete sich Neubauer den einzigen Fehler in der Rallye, und das war schon einer zu viel. Er drehte sich von der Straße und verlor eine dreiviertel Minute. Das war’s dann mit dem Traum vom ersten Sieg bei einem Staatsmeisterschaftslauf. Den restlichen Verlauf nützte er dazu, das Auto sicher ins Ziel zu bringen. Dass es trotzdem locker zu Rang zwei für Neubauer reichte, lag an der drückenden Überlegenheit von ihm und Baumschlager. Der drittplatzierte Hermann Gaßner aus Deutschland (Mitsubishi Evo X) wies am Ende bereits über fünf MinutenRückstand auf das dynamische Duo auf. Damit gewann er aber die Mitropa-Rallycup-Wertung.
Zu den Pechvögeln der Rallye zählte unter anderem der Deutsche Fabian Kreim. Der Drittplatzierte der Rebenland-Rallye musste seinen Skoda Fabia S2000 schon in SP 1 mit defekter Kupplung abstellen. Heute stieg er wieder in die Rallye ein und untermauerte mit einer Sonderprüfungsbestzeit sein großes Talent.
Die Stimmen der ersten drei in der ORM:
Raimund Baumschlager: „Es war eine schwierige Rallye. Ich musste lange meine gesamte Routine ausspielen. Am Ende habe ich eine gute Reifenmischung gefunden und Hermann Neubauer auf Distanz halten können. Jetzt freue ich mich auf die Wechselland-Rallye, wo ich erstmals mit dem brandneuen Skoda R5 am Start sein werde. Wenngleich der Abschied vom S2000-Boliden mit Wehmut erfolgt. Schließlich habe ich mit diesem Auto 30 Siege feiern können.“
Hermann Neubauer: „Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich ja lange Zeit geführt habe und eigentlich aus eigener Schuld rausgerutscht bin. Aber letztendlich habe ich nach der Rebenland-Rallye zum zweiten Mal hintereinander einen Lauf auf dem zweiten Platz ins Ziel gebracht. Und dass ich bis zu meinem einzigen Fehler mit dem Raimund auf Augenhöhe gefahren bin, stimmt dann doch wieder ein wenig positiv. Ich kämpfe weiter.“
Hermann Gaßner: „Nach meinem Ausfall im Rebenland ist der Sieg im Mitropacup hier für mich besonders wichtig. Schließlich möchte ich am Ende der Saison ja auch ganz vorne stehen.“
Die ORM-2WD-Wertung war eine relativ klare Angelegenheit für Titelträger Michael Böhm. Der Suzuki-S1600-Pilot setzte sich mit 1,38 Minuten Vorsprung auf den Steirer Daniel Wollinger (Opel Adam R2) durch. Phasenweise setzte sich hier wieder der Mühlviertler Simon Wagner gut in Szene. Mit seinem Peugeot 208 holte er nicht nur einen tollen sechsten Platz in der Gesamtwertung, sondern auch Platz drei in der 2WD und den Lavanttal-Sieg in der ORM Junior mit über zwei Minuten Vorsprung auf den Slowenen Tim Novak.
Die Stimmen der ersten drei in der ORM-2WD:
Michael Böhm: „Ich bin nicht nur mit dem Sieg in der 2WD, sondern auch mit dem vierten Platz in der Gesamtwertung hochzufrieden. Außerdem konnte ich mit dem Sieg in der Powerstage weitere drei wichtige Punkte in der Meisterschaft holen.“
Daniel Wollinger: „Das war eine klare Leistungssteigerung gegenüber unsrem letzten Auftritt im Rebenland. Gestern ist es sogar noch besser gelaufen als heute. Aber gegen Michael war hier kein Kraut gewachsen. Sehr gefreut habe ich mich über eine SP-Bestzeit.“
Simon Wagner: „Ich bin glücklich auf allen Linien. Der erste Platz in der Junioren-Staatsmeisterschaft bedeutet mir sehr viel, aber auch, dass ich am Ende der Rallye noch den Italiener Zanon vom dritten Platz in der 2 WD Wertung verdrängen konnte“
Bester Kärntner Pilot wurde Christoph Leitgeb. Der Opel Corsa Pilot war am Ende Gesamtzwölfter und holte sich auch noch Platz zwei im OPC Cup. „Es wurmt mich natürlich, das ich im Opel Cup nur Zweiter hinter Andreas Kainer geworden bin. Aber der Titel als bester Kärntner Pilot im Lavanttal tröstet ein wenig darüber hinweg.“
Im Rallyepokal der OSK gewann in der Division P1 der Niederösterreicher Martin Jakubowics (Renault Clio) überlegen. In der Division P2 siegte Gerhard Aigner (Mitsubishi Evo VII) mit mehr als drei Minuten Vorsprung auf Christof Klausner (Audi quattro) und den Kärntner Titelverteidiger Robert Surtmann (Mitsubishi Evo VI). Die Division P3 endete mit einem Kärntner Doppelsieg. Günther Joham (BMW 325i) gewann 1,05 Minuten vor Kurt Jabornig (Peugeot 205).
Im Historischen Rallyepokal gewann ebenfalls ein Kärntner Lokalmatador. Ferdinand Mitterbacher im Opel Ascona siegte überlegen vor Ossi Posch im Ford Escort und Walther Stietka im VW 1302.
Der Deutsche Hermann Gaßner (Mitsubishi Evo X R4) liegt nicht nur in der Gesamtwertung weit vorne, sondern führt auch im Mitropa Rally Cup vor dem Italiener Bernd Zanon (Renault Clio).
Der Burgenländer Andreas Kainer gewann den Auftakt zum Opel Corsa OPC Rallye Cup knapp mit 8,9 Sekunden vor dem Titelverteidiger Christoph Leitgeb. Auf den Plätzen drei bis fünf folgten Roland Stengg, Christoph Lieb und Konrad Friesenegger.
Die dritte Station der heimischen Rallye Staatsmeisterschaft war die promobedarf24.com Lavanttal Rallye, powered by willhaben.at in Kärnten, die heuer bereits zum 39. Mal ausgetragen wurde. Start- und Zielort war wieder die Stadtgemeinde Wolfsberg. Neben den Wertungen ORM, ORM 2WD, Österreichische Junioren Rallye Staatsmeisterschaft, Österreichischer Rallyepokal der OSK und Historischer Rallyepokal der OSK, zählte die Rallye auch als zweiter Lauf zum Mitropa Rally Cup und als erster Lauf zum Opel Corsa OPC Cup.
Der Wettergott meinte es mit dem Veranstalter MSC Wolfsberg sehr gut. Bis auf einsetzenden Regen am Schluss herrschten an allen Rallyetagen beste äußere Bedingungen. Davon profitierten nicht nur die Teams mit ihren Aktiven, sondern auch die geschätzten 50.000 Fans die in die Region Lavanttal gekommen waren. Wie schon in den Vorjahren präsentierte der Kiwanis Club Lavanttal wieder ein karitatives internationales Topprogramm. Nachdem Walter Röhrl und Stig Blomqvist schon in den letzten Jahren für spektakuläre Auftritte gesorgt hatten, war es heuer Österreichs Rallyelegende Franz Wittmann, der auf einem Audi 80 sowohl für bezahlte Publikumsfahrten als auch als 0er Wagen für den Veranstalter zum Einsatz kam.
Rundum zufrieden zeigte sich MSC-Wolfsberg-Obmann Gerhard Leeb, der sowohl sportlich als auch organisatorisch eine positive Bilanz ziehen konnte: „Es war eine Rallye ohne die geringsten Probleme, alle Abläufe haben einwandfrei funktioniert, und auch sportlich wurde die Veranstaltung auf hohem Niveau von den Teilnehmern gefahren. Mein Dank gilt willhaben.at, dem Land Kärnten und der Stadtgemeinde Wolfsberg mit Bürgermeister Hans Peter Schlagholz an der Spitze, die die Rallye tatkräftig unterstützt haben. Zu danken ist natürlich auch den Aktiven, den Teams, den Behörden, den Feuerwehren und den Rettungskräften inklusive der medizinischen Sicherheitsstaffel MSS sowie unserer gesamten Organisationsmannschaft.“
Lavanttal-Rallye 2015, Endstand nach 12 Sonderprüfungen:
1 Raimund Baumschlager/Klaus Wicha A/D Skoda Fabia S2000 1:50:53,3 Std
2. Hermann Neubauer/Bernhard Ettel A/A Ford Fiesta S2000 +1:41,0 Min
3. Hermann Gaßner/Karin Thannhäuser D/D Mitsubishi Evo X +5:27,5 Min
4. Michael Böhm/Katrin Becker A/D Suzuki Swift 1600 +6:45,8 Min
5. Daniel Wollinger/Bernhard Holzer A/A Opel Adam R2 +8:24,1 Min
6. Simon Wagner/Fred Winklhofer A/A Peugeot 208 R2 +8:57,8 Min
7. Bernd Zanon/Fancesco Orian It/It Renault Clio R3 +9:06,8 Min
8. Gerhard Aigner/Marco Hübler A/A Mitsubishi Evo VII +9:39,7 Min
9. Janos Puskadi/Barnabas Godor H/H Skoda Fabia S2000 +11:15,8 Min
10. Tim Novak/Uros Ocvirk Slo/Slo Skoda Fabia R2 +11:44,8 Min
Sonderprüfungsbestzeiten: Raimund Baumschlager 8, Hermann Neubauer 3, Fabian Kreim 1
Die wichtigsten Ausfälle: Fabian Kreim (Skoda Fabia S2000/Kupplung/SP 1), Andreas Sumann (überhitzter Motor/SP 2), Rene Thiede (Getriebe/SP 3), Peter Ölsinger (Getriebe/SP 4), Andreas Mörtl (Differenzial/SP 6), Maximilian Koch (Unfall/SP 6), Martin Kalteis (Turbolader/SP 7)
Punktestände nach dem dritten Staatsmeisterschaftslauf:
ORM: 1. Raimund Baumschlager (Ö) 75 Punkte, 2. Hermann Neubauer (Ö) 40, 3. Kajetan Kajetanowicz (Pl) und Michael Böhm (Ö) je 28.
ORM-2WD: 1. Daniel Wollinger (Ö) 57 Punkte, 2. Michael Böhm (Ö) 56, 3. Slawomir Ogryzek (Pl) 28.
ORM Junior: 1. Kristof Klausz (Ung) 45 Punkte, 2. Tim Novak (Slo) 43, 3. Simon Wagner (Ö) 25, 4. Christoph Lieb (Ö) 23, 5. Roland Stengg (Ö) 22.
Nächster Rallye-Staatsmeisterschaftslauf: 1./2. Mai 2015 Wechselland-Rallye, Pinggau, Stmk |