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Top 3 ORM 2022 - Simon Wagner, Hermann Neubauer, Günther Knobloch CR Drehwerk
 
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ORM 2022 - EINMAL WAGNER – (FAST) IMMER WAGNER:

Die österreichische Rallye-Staatsmeisterschaft 2022 war eine zwiespältige Angelegenheit: sportlich auf unglaublich hohem Niveau, mit dem packenden „Zweikampf der Giganten“, schönen Starterfeldern und gut besuchten Veranstaltungen – allerdings gab‘s auch nur fünf statt der ursprünglich geplanten acht Events. Am Ende war der neue Staatsmeister gleichzeitig auch der alte, verdient.

Text: Manfred Wolf; Fotos: Drehwerk (1), Martin Butschell (2), Daniel Kocher (1)

Der Auftakt zur heimischen Rallye-Saison hätte traditionell bei der Jännerrallye im verschneiten Mühlviertel stattfinden sollen: zunächst zum angestammten Termin Anfang Jänner, dann wurde in den Februar verschoben. Doch alle Bemühungen von Georg Höfer, Christian Birklbauer & Co liefen ins Leere, denn während in praktisch allen Ländern ab Jahresbeginn Rallye gefahren wurde, scheiterte es in Österreich an den Corona-Regelungen.

Immerhin: im März, pünktlich zur Rebenland Rallye, durften die Menschen – und damit auch die Rallye-Fans – an die frische Luft und dort endlich wieder mit anderen Menschen zusammentreffen. So freute sich Organisator Erich Plasch über 69 eingeschriebene Teams, die ihr Kommen in die wunderschöne Südsteiermark angekündigt hatten. Belohnt wurden sie unter anderem durch die Präsenz tausender Fans, welche die wie immer äußerst tückischen, von viel Splitt bedeckten Sonderprüfungen durch die Weingärten säumten. Am Ende sollte die „Rebenland“ so etwas wie die Blaupause für den weiteren Saisonverlauf sein. Vom allerersten Meter an tobte der „Kampf der Giganten“, also der Zweikampf zwischen dem regierenden Staatsmeister Simon Wagner (Skoda) und seinem Herausforderer Hermann Neubauer (Ford), seines Zeichens Staatsmeister der Jahre 2016 und 2019. Der spektakuläre Schlagabtausch der beiden Protagonisten – bei 6,3 Sekunden Differenz vor der zweiten Durchfahrt der Königs-Sonderprüfung „Rundkurs Schlossberg“ – endete aber leider ebendort vorzeitig. Ein technischer Defekt machte Neubauers Schlussangriff zunichte, und so war es bloß Makulatur, dass die handgestoppten Zwischenzeiten darauf hindeuteten, dass Neubauer bis zum Ausfall knapp sechs Sekunden schneller als sein Kontrahent war. So jubelten Simon Wagner und Co Anne Katharina Stein – und setzten gleich zu Beginn des Jahres ein Ausrufezeichen. Es sollte nicht das letzte bleiben. Der erste Verfolger von Wagner nach Neubauers Ausfall war der junge Ungar Kristof Klausz, wie Wagner mit einem Skoda Fabia Rally2 unterwegs, er wurde Zweiter. Über Platz drei freute sich Routinier Kris Rosenberger, nachdem Günther Knobloch das linke Hinterrad seines Skoda Fabia am Rundkurs in Eichberg unfreiwillig „ausgebaut“ und damit – wie Neubauer – das erste Streichresultat des Jahres geschrieben hatte.


Simon Wagner, ORM Staatsmeister 2022 CR Martin Butschell

Anfang April ging es zum ersten Mal nach Kärnten, zur WeinbergerHolz Lavanttal Rallye. Mit der Rallye kam – auch so eine Traditionssache – der Winter zurück ins Land. Vor allem am zweiten Tag war’s zumindest neben den Sonderprüfungen teilweise weiß „angezuckert“. Der MSC Lavanttal jubelte über 70 Nennungen und volle Fan-Zonen, Simon Wagner (dieses Mal mit Co Gerald Winter) jubelte über seinen zweiten Sieg. Dabei sah Hermann Neubauer am Ende zwischendurch wie der sichere Sieger aus: 24 Sekunden Vorsprung hatte der Salzburger am Ende des ersten Tages herausgefahren, nur um diese nach unglücklicher Reifenwahl gleich am Morgen des zweiten Tages wieder zu verlieren. Ab da war die Luft draußen und Wagner zudem meisterlich unterwegs. Der Drittplatzierte hieß erneut Kristof Klausz, Günther Knobloch wurde Vierter, noch vor prominenten Gästen aus Deutschland: Armin Kremer sowie Albert von Thurn und Taxis gaben sich die Ehre und schnappten Luca Waldherr genauso wie Kris Rosenberger einige Staatsmeisterschafts-Pünktchen weg.

Wenn es so etwas wie einen Knackpunkt im Titelkampf gab, dann waren es wohl die dramatischen Ereignisse der Hartbergerland Rallye, zu der Organisator Willi Stengg in die Oststeiermark geladen hatte. Von 62 Teams waren es, wie erwartet, die beiden Mannschaften rund um Simon Wagner und Hermann Neubauer, die der Asphalt-Hatz ihren Stempel aufdrückten – und wie. Das Sekundenduell fand hier seinen absoluten Höhepunkt, und Hermann Neubauer erlebte seine ultimative Niederlage. Nur 0,1 Sekunden lagen zwischen ihm und Wagner vor der allerletzten Sonderprüfung, die auf dem Parkplatzlabyrinth des lokalen Einkaufszentrums stattfand. Als die Zieldurchfahrt absolviert war, hatte sich der Wimpernschlag an Vorsprung in einen ebensolchen Rückstand von unfassbaren 0,1 Sekunden verwandelt. Neubauer konnte einem leidtun – wie viel Pech kann man haben? Und dennoch: Wagner war auf der letzten SP um die entscheidenden 0,2 Sekunden schneller, baute seine Meisterschaftsführung weiter aus und ließ die Titelchancen Neubauers auf Theoriegröße schmelzen. Günther Knobloch eroberte den ersten Podiumsplatz der Saison, er konnte sich in einem spannenden Duell gegen Johannes Keferböck durchsetzen.


Hermann Neubauer, Vize-Staatsmeister 2022, CR Martin Butschell

Im Juni siedelte der ORM-Tross erneut nach Kärnten, die Hirter Rallye St. Veit feierte mit ihren ikonischen, teils schotterbedeckten Sonderprüfungen dank des Engagements der Veranstalter Michael Uschan und Georg Wenghofer ein vielbeachtetes Comeback in der Staatsmeisterschaft. Hermann Neubauer stand unter Zugzwang, und der Ford-Pilot lieferte: Er übernahm recht bald die Führung, und als Simon Wagner auf SP 6 eine Strafminute kassierte, schien sich das Glück auf die Seite Neubauers geschlagen zu haben. Doch der Schein trog. Auf der neunten Sonderprüfung kreiselte Neubauer ins Aus und Simon Wagner jubelte gemeinsam mit Co Gerald Winter über einen völlig unerwarteten, ja eigentlich einen unmöglichen Sieg. „Es tut mir unendlich leid für Hermann“, so Wagner, wohl auch in dem Wissen, dass ihm der Titel nun kaum mehr aus den Fingern gleiten würde. Günther Knobloch freute sich über Platz zwei, Martin Rossgatterer belegte den dritten Gesamtrang.

Dass Hermann Neubauer seiner Lieblingsrallye in Weiz den Stempel der Dominanz aufdrücken konnte, kam nicht ganz unerwartet, war doch Simon Wagner nicht vor Ort. Der Oberösterreicher, der einen Mix aus nationalem und internationalem Programm fuhr, war am Wochenende davor und danach im Einsatz und ließ den Asphalt-Lauf in der Steiermark aus. Seinen Meistertitel wollte er in der Buckligen Welt oder im Waldviertel fixieren. So holte Neubauer gemeinsam mit Co Ursula Mayrhofer einen nie gefährdeten ersten Saisonsieg vor dem Tschechen Adam Brezik, der sich im Finish nach einem Fehler von Günther Knobloch gegen den Steirer durchsetzen konnte. Johannes Keferböck war im Duell um Platz vier gegen Lokalmatador Kevin Raith erfolgreich, auch wenn letzterer wohl nur durch 40 Strafsekunden von einem besseren Resultat abgehalten wurde.


Günther Knobloch, 3. ORM 2022 CR Daniel Kocher

Dass Neubauers Sieg die Meisterschaftsentscheidung – wenngleich nur theoretisch – aufschob, war wenige Wochen danach Gewissheit. Zunächst wurde die OBM Bucklige Welt Rallye (die auf den Spuren der legendären OMV- bzw. 1.000-Hügel-Rallye wandeln sollte), dann auch noch die Rallye W4 abgesagt. Und nachdem keine Ersatzveranstaltung nominiert wurde, durfte Simon Wagner endgültig über Staatsmeistertitel Nummer zwei jubeln. Es dürfte nicht der letzte bleiben, so der Youngster der ORM erhalten bleibt.

Nach fünf actiongeladenen Staatsmeisterschaftsläufen lautete das Endergebnis in der Gesamtwertung der Piloten der österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft:
01. Simon Wagner (112 Punkte)

02. Hermann Neubauer (67)
03. Günther Knobloch (64)
04. Kris Rosenberger (51)
05. Julian Wagner (43)
06. Kevin Raith (43)

Gesamtwertung der Co-Piloten der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft:
01. Gerald Winter (84 Punkte)
02. Ursula Mayrhofer (67)
03. Jürgen Rausch (64)
04. Siegfried Schwarz (51)
05. Hanna Ostlender (43)

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PDF-DOWNLOAD:

> Gesamtwertung Österr. Rallye Staatsmeisterschaft 2022 - Piloten / Co-Piloten (.pdf)

 

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Ein Rückblick auf die weiteren ORM-Prädikate und eine Vorschau auf die Saison 2023 folgen auf www.rallye-sport.at!

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